Einkommensunterschied von Männern und Frauen: in Vorarlberg am größten

Mit einer Aktion zum Weltfrauentag am Freitag, 8. März in Bregenz mahnt die Caritas einen gesellschaftlichen Dialog und Gipfel der Sozialpartner zum Thema „zu niedrige Fraueneinkommen“ ein.

Im vergangenen Herbst präsentierte die Caritas Vorarlberg den Sozialbarometer. Eine wichtige Forderung daraus: Ein gesellschaftlicher Dialog sowie ein „Frauen-Gipfel“ der Sozialpartner, um Maßnahmen gegen die auseinanderklaffende Einkommensschere zwischen Frau und Mann in Vorarlberg zu setzen. Denn in kaum einem andern europäischen Land ist das Verdienstgefälle zwischen den Geschlechtern so groß wie in Österreich. In der EU weist lediglich Estland noch schlechtere Daten auf.

Besonders brisant ist die Situation in Vorarlberg.Vorarlberg ist im Vergleich zu allen anderen österreichischen Bundesländern das Land mit der höchsten Lohndifferenz zwischen Mann und Frau“, so Andrea Kramer, in der Caritas für den Sozialbarometer zuständig. Sie nennt auch Zahlen: „Im österreichischen Durchschnitt verdienten die Männer 2010 um 7.416 Euro mehr, in Vorarlberg waren es sogar 11.207 Euro pro Jahr im Vergleich zu Frauen, wobei nur die Vollzeitbeschäftigten beider Geschlechter verglichen wurden.“

Im Alter erreichen die Frauen in Vorarlberg knapp die Hälfte der Pension der Männer und beziehen damit die niedrigsten Pensionen in Österreich.

 

In Vorarlberg überwiegt  das Rollenmodell der Frauen als Zuverdienerinnen. Nur 32 Prozent der Vorarlbergerinnen sind ganzjährig vollzeitbeschäftigt. Während das Modell – Mann verdient das Haupteinkommen, Frau verdient dazu – in einem funktionierenden Familiensystem noch aufgehen mag, sind Frauen im Trennungsfall häufig in der Armutsfalle. Alleinerzieherinnen zählen gemeinsam mit den allein lebenden Pensionistinnen zur Hochrisikogruppe der Armutsgefährdeten.

 

Kernthemen bei dem von der Caritas geforderten „Frauen-Gipfel“ der Sozialpartner sollten sein:

  1. Wie kann das vorherrschende Rollenbild der Frau als `Zuverdienerin´ zurückgedrängt und andere Rollenbilder gleichrangig gelebt werden?
  2. Und: Wie können Familie und berufliche Karriere für Frauen besser vereinbart werden?

Es braucht dazu die Umsetzung des Mindestlohns sowie den Ausbau der Kinderbetreuung. Junge Frauen brauchen erfolgreiche weibliche Vorbilder, die Erwerbsarbeit und Kinderbetreuung mit ihrem Partner zu gleichen Teilen leben. Das Thema `Einkommensschere´ darf auf keinen Fall aus der öffentlichen Debatte verschwinden“, fordert Andrea Kramer im Namen der Caritas. „Aufgrund ihrer Armutsgefährdung sind  Frauen sind viel zu häufig in unseren Sozialberatungsstellen und Arbeitsprojekten anzutreffen“.