Hanna Orphans Home in Addis Abeba

Die Lebensbedingungen von Straßenkindern in Äthiopiens Millionen-Metropole Addis Abeba sind herausfordernd, auch wenn die Stadt boomt und sich nahe zu explosionsartig ausweitet, vielleicht gerade daher. Waren es in den Anfängen 1994 die Auswirkungen der HIV/AIDS Pandemie, die Hunderttausende Kinder in Addis Abeba zu Waisen machten, so sind es heute vorwiegend die sozialen und gesellschaftlichen Bedingungen, die hier herrschen. Ein erheblicher Teil der 10 Millionen Menschen in Addis Abeba lebt in unfassbarer Armut, die Familien haben oft kein Einkommen, Kinder werden statt zur Schule zum Betteln auf die Straße geschickt, die familiäre Situation ist gerade in den ärmsten Familien extrem herausfordernd: alkoholabhängige Väter oder Mütter, Hunger und Mangelernährung, desaströse Hygieneverhältnisse, Erkrankungen, Perspektivenlosigkeit. Vor rund 27 Jahren entstand das Projekt Hanna Orphan`s Home. Hanna Teshome nahm zunächst einzelne Waisenkinder zu sich, schließlich wurden es mehr und mehr. Die Waisen wurden seitdem in kleinen Wohngruppen und in einem kleinen Zentrum betreut, keine Selbstverständlichkeit für Kinder, die aus denkbar ärmsten Verhältnissen stammen.

Hanna Orphans Home zeigt, wie man Kindern eine Stütze im Leben sein kann. Es geht darum, Kindern permanente Angebote, Hilfestellungen und Perspektiven anzubieten, um der Armutsspirale zu entfliehen. Hannas Orphans Home unterstützt 175 Kinder und Jugendliche. Ein Teil der Mädchen und Jungen leben jeweils gemeinsam in kleinen Wohngruppen für die sie selbst die Verantwortung tragen. Ziel ist es, den Kindern ein Zuhause zu geben und sie zugleich in möglichst großer Selbstständigkeit auf ihr weiteres Leben vorzubereiten. Hier erhalten die Kinder psychologische Betreuung und Beratung und den Zugang zu Schulbildung. HOH übernimmt die Finanzierung der Mieten, den Ankauf der Lebensmittel, Schulgeld und Schulmaterialien sowie die Gesundheitsversorgung. Bildung ist das zentrales Element, denn nur Bildung ermöglicht letztlich einen dauerhaften Ausweg aus der Armut. Hier haben die Kinder die Chance auf einen weiteren Bildungsweg und können bei guter Leistung sogar die Universität besuchen. Durch eine Bibliothek, Nachhilfelehrer und zusätzliche Beratungsangebote, aber auch Schulungen zu den Themen HIV/AIDS und Verhütung werden die Kinder auf ihre Zukunft vorbereitet und befinden sich auf dem Weg Richtung Selbstständigkeit. Aber auch Spiel- und Freizeitgestaltung kommen nicht zu kurz - denn es soll auch Zeit bleiben, um einfach Kind sein zu dürfen!
Im Jahr 2018 teilte die Regierung HOH ein neues Grundstück in einem extrem armen Stadtteil zu. Das ermöglichte einerseits die Zielsetzung, für Kinder aus extremen Verhältnissen Chancen, Betreuung und Strukturen zu ermöglichen, andererseits stellt der neue Standort das Projekt vor extreme Herausforderungen. Das Grundstück liegt am Rand eines riesigen städtischen Müllberges. Je nach Witterung ist die Geruchsbelästigung erheblich. Hier leben tausende Familien in ärmsten Verhältnissen, viele von ihnen leben vom Sammeln und Verkaufen diverser Abfälle, die sie im Müll finden, sie haben selbst keine Schulbildung und können eine solche ohne Unterstützung auch ihren Kindern nicht ermöglichen. Seitdem hat sich auch der Schwerpunkt der Hilfe verlagerte, hin in Richtung Unterstützung der Familien bzw. der Kinder im Gemeindeverband.

Auch die Mütter werden gefördert, damit sie eine Möglichkeit zum eigenständigen Einkommenswerb erhalten, den Kindern wird der Besuch einer Schule ermöglicht, die Menschen erhalten Kurse und Trainings im Bereich Ernährung, Hygiene, Kindererziehung, zusätzlich auch Alphabetisierungskurse, da die meisten von ihnen nie zuvor die Chance hatten, eine Schule zu besuchen und weder lesen, schreiben noch rechnen können. Rund 180 Kindern kommen täglich an den Nachmittagen ins Zentrum. Hier gibt es Räumlichkeiten zum Lernen und Studieren, Hausaufgaben machen, Essen, Spielen, zum Duschen und für gemeinschaftliche Aktivitäten. Ein wichtiger Schwerpunkt wird auch auf den Aufbau eines effektiven Sicherheitsnetzwerks zum Schutz der Kinder gelegt.