Die Müttersterblichkeit ist in Äthiopien nach wie vor besorgniserregend hoch. 353 von 100.000 Frauen sterben während der Entbindung! Bei Neugeborenen stellt sich die Situation noch dramatischer dar: Laut Knoema Weltdatenatlas betrug im Jahr 2020 die Anzahl der Säuglinge, die im ersten Lebensjahr verstarben, 3.301 gerechnet auf 100.000 Geburten. – Eine Zahl, die definitiv viel zu hoch ist und auf die mit der neuen Kinder- und Geburtenklinik Bushulo in Hawassa, im Süden Äthiopiens, eine bahnbrechende Antwort möglich sein wird.

Das Bushulo Healthcenter begleitet im Rahmen des „Safe Motherhood-Programms“ schon seit vielen Jahren die Frauen in der Stadt Hawassa und den umliegenden Dörfern während ihrer Schwangerschaft. Sie erhalten Informationen zur Schwangerschaft und zu Risiken, zur sicheren Entbindung, Ernährung und Hygiene. Ein wichtiger Erfolg dieser Aktivitäten ist, dass mittlerweile 39% der Frauen des Einzugsgebietes während der Schwangerschaft in Bushulo betreut werden und auch dort entbinden. Zum Vergleich: In Äthiopien entbinden sonst nur 6% der Frauen in einer Gesundheitseinrichtung, alle anderen entbinden zu Hause, oft unter großen Risiken und ohne entsprechende Betreuung, wie die anfangs erwähnten Zahlen leider allzu deutlich beweisen.

Der ausgezeichnete Ruf Bushulos und die Erfolge des „Safe Motherhood Program“ haben nach einer umfassenden Evaluierung, in Zusammenarbeit mit den lokalen Gesundheitsbehörden, zu der Entscheidung geführt, das Krankenhaus in die erste Mutter-Kind-Spezialklinik für Südäthiopien auszubauen. Dazu wurde in einem ersten Schritt (2017 -2021) ein hochwertiger Neubau im Ausmaß von 4.000m2 mit Operationssälen, einer Geburtenstation, einer Neonatologie und Abteilungen für Gynäkologie und Pädiatrie mit insgesamt 60 Betten gebaut und technisch ausgestattet.

Nun geht es darum, den Übergang des bisherigen Krankenhauses zum hochqualifizierten „Bushulo Mother and Child Speciality Center“ zu begleiten und zu stärken, damit sich die Spezialklinik erfolgreich und nachhaltig im Gesundheitsbereich von Hawassa positionieren kann. Die neue Spezialklinik wird im Jahr 2022 in Betrieb gehen und einen medizinischen Meilenstein in der Mutter-Kind-Versorgung der gesamten Region möglich machen.

„Bushulo Mother and Child Speciality Center – mehr als ein Krankenhaus
Die Klinik in Bushulo war aufgrund des Engagements der FMM Schwestern und der Diözese Hawassa schon in der Vergangenheit weit mehr als nur ein Gesundheitszentrum. Darauf aufbauend gilt das neue Krankenhaus als Leuchtturmprojekt, welches einerseits die öffentliche und private Gesundheitsversorgung in Hawassa durch fachlich und menschlich hochstehende Standards in der medizinischen Betreuung und Ausbildung positiv beeinflusst, und gleichzeitig die Lebensbedingungen von benachteiligten Familien der umliegenden Gemeinden stärkt.

„Bushulo Mother and Child Speciality Center“ – Arbeit in drei Bereichen:
Erstens wird das Bushulo Health Center zu einem Mother and Child Speciality Center umstrukturiert.
Dort werden qualitativ hochstehende Serviceleistungen in der Basisgesundheit für Mädchen, Frauen und Kinder in den Fachbereichen der Frauen- und Kindergesundheit angeboten.

Weiters soll in Bushulo das Thema Aus- und Weiterbildung beheimatet werden. Im Sinne eines „Center of Excellence“ zählen dazu sowohl medizinische Ausbildungen, Seminare und Kurse. Aber es sollen auch Praktikums- und Ausbildungsplätze in den verschiedenen technischen Arbeitsbereichen (Gebäudetechnik und -wartung, Garten, Küche, Reinigung etc.) geschaffen werden. Auch die Förderung von Mädchen und Frauen der umliegenden Gemeinden durch Förder- und Ausbildungsprogramme soll in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen gestärkt werden. Dazu erfolgt im Moment die Ausarbeitung für das Planungskonzept und den Bau eines Ausbildungszentrums auf dem Gelände Bushulos.

Drittens soll das Community Center mit Garten in Bushulo wieder neu belebt werden. Dieses Zentrum soll über spezifische Programme zur Stärkung von bedürftigen Familien, Mädchen und Frauen in die umliegenden Gemeinschaften hinein wirken. Bushulo ist schon heute ein wichtiges Zentrum der umliegenden dörflichen Strukturen, diese Rolle soll aber weiter ausgebaut werden, damit die Bevölkerung im Umfeld des Krankenhauses dieses verstärkt auch als „ihr Zentrum der medizinischen Versorgung und Ausbildung“ wahrnehmen wird.

Netzwerkarbeit
In allen drei vorhin erwähnten Bereichen ist es notwendig, mit Universitäten, öffentlichen und privaten Institutionen und lokalen und internationalen Organisationen zusammenzuarbeiten. Die Ursula-Zindel-Hilti Stiftung hat in diesem Sinne schon erste Kontakte und Programme zu SOS-Kinderdorf und Helvetas hergestellt und deren Programme im Umfeld von Bushulo positioniert. Diese Zusammenarbeit mit beiden Organisationen soll vertieft und weitere mögliche Partner identifiziert werden. Das Arbeiten in Netzwerken entspricht auch der Arbeitsweise der Caritas und ist in ihrem strategischen Plan verankert.

 

Wichtigste geplante Meilensteine für das „Bushulo Mother and Child Speciality Center“

Es wird eine sichere und stabile legale Organisationsform aufgebaut: Gemeinsam mit allen Partnerorganisationen wird für Bushulo eine neue rechtliche Struktur erarbeitet. Ziel ist es, für Bushulo eine tragfähige, rechtlich abgesicherte und zukunftweisende Organisationsstruktur aufzubauen, die es der Organisation ermöglicht, langfristig zu planen, weitere potentiell nutzbringende Partnerschaften einzugehen und die geplanten Serviceleistungen nachhaltig finanziell abzusichern, um so zu einem „Center of Excellence“ werden zu können.

Strategischer Arbeitsplan für die kommenden 5 Jahre: Die Situation der Gesundheitsversorgung in und um Hawassa verändert sich sehr schnell. Äthiopien hat in den vergangenen Jahren erfreulicherweise sehr viel in die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung investiert. Neue Gesundheitszentren werden gebaut, medizinisches Personal wird ausgebildet, die öffentliche Gesundheitsversorgung wird laufend verbessert. Dementsprechend wird eine detaillierte Bedarfs- und Marktanalyse durchgeführt, die dazu dient, einen neuen, den aktuellen Veränderungen angepassten strategischen Geschäftsplan für die neue Spezialklinik, die Outreach-Programme und die geplanten Ausbildungsprogramme auszuarbeiten.

Anpassung der Organisationsstrukturen und Ablaufprozesse an die neuen Herausforderungen der Spezialklinik: Die Abläufe und Strukturen des bestehenden Gesundheitszentrums sind nicht geeignet, um den Betrieb einer hochmodernen, gut ausgestatteten, großen Spezialklinik zu koordinieren. In Zusammenarbeit mit lokalen und internationalen Fachkräften und den Experten der International Fistula Alliance (IFA) werden daher die Strukturen, Abläufe, und Prozesse überarbeitet und an die neuen Herausforderungen angepasst.

Personalkonzept: Die neue Spezialklinik soll ein neues Management-Team erhalten. Auch sonstige neue Positionen im Krankenhaus müssen geschaffen und besetzt werden. Die jetzige Übergangsphase vom Gesundheitszentrum zum Spezialzentrum wird dazu genutzt, das Mitarbeiterkonzept und die Zusammensetzung des Mitarbeiterteams genau zu evaluieren und neu aufzusetzen

Maintenance-Konzept: Dieses wird gemeinsam mit unserem erfahrenen Partner BBM erstellt und umgesetzt. Die BBM Ingenieure werden dabei das lokale Team aussuchen, ausbilden und begleiten. Außerdem wird ein Netzwerk von externen Fachkräften und Firmen aufgebaut, welche die Instandhaltung der Anlagen zusätzlich sicherstellen und den ungestörten und nachhaltigen Betrieb der hochspezialisierten Klinik gewährleisten.

Eine Frau mittleren Alters bekommt von einem Arzt in weißem Kittel eine Spritze in ihren linken Arm. Die Frau trägt rotes Gewand und wirkt angespannt und ein wenig ängstlich.
Medizinische Versorgung in Äthiopien

Sie ermöglichen Müttern und Kindern eine sichere Geburt.

Einblicke in die Medizinische Versorgung in Bushulo