In den 25 Jahren als Direktor hat Peter Klinger die Caritas Vorarlberg mit sehr viel Energie und großer Fachkompetenz als innovative Sozialeinrichtung stetig weiterentwickelt. Was immer im Mittelpunkt der Arbeit stand, war Antworten auf die sozialen Nöte der jeweiligen Zeit zu finden. Neue Wege beschreitet er auch jetzt: Er tritt in die zweite Leitungsebene der Caritas und übernimmt die Funktion als Fachbereichsleiter für Menschen mit Beeinträchtigung sowie spezielle Sonderprojekte.
„Ich habe mich entschieden, bis zu meinem 65. Lebensjahr weiterhin eine verantwortungsvolle Tätigkeit auszuüben. Mit unserem Diözesanbischof Dr. Benno Elbs bin ich auf meinen Vorschlag hin und in Anlehnung guter Beispiele für ältere Top-Leitungskräfte aus der Wirtschaft übereingekommen, dass ich die Aufgabe Caritasdirektor ab 1. 11. 2015 in 'andere Hände' übergebe und selbst ab diesem Zeitpunkt in der zweiten Leitungsebene die Funktion als Fachbereichsleiter für Menschen mit Beeinträchtigung sowie für spezielle Sonderprojekte tätig bin“, erläutert er seine Entscheidung.
„Innovation war und ist immer eine wichtige Leitschnur in meinem Leben und deshalb habe ich auch diese Übergänge aus meiner Sicht innovativ gestaltet. Persönlich fühle ich nach wie vor eine große Gestaltungskraft in mir und Gott sei Dank bin ich bisher auch mit einer guten Gesundheit gesegnet.“ Auch in seiner neuen Aufgabe ist viel Tatendrang gefragt, gilt es doch den Bereich Inklusion als große Herausforderung für die nächsten Jahre voranzutreiben.
In einem Vierteljahrhundert als Caritasdirektor habe sich die Einrichtung sehr verändert: 50 MitarbeiterInnen waren 1990 beschäftigt, die Einsatzbereichen lagen hauptsächlich in der Arbeit für Menschen mit Beeinträchtigung, der SOS-Nothilfe, dem Bahnhofsmissionsdienst, dem Sozialmedizinischen Dienst und der Familienhilfe.
Nach und nach wurden viele, manchmal auch schwierige Schritte gegangen, um für Menschen in verschiedenen Notsituationen eine Verbesserung zu erzielen: Die Flüchtlingsarbeit bildete von Anfang an ein wichtiges Thema. Eine der ersten großen Herausforderungen war die Flüchtlingswelle nach der schwierigen politischen Situation in Osteuropa im Jahr sowie der Jugoslawienkrieg 1991. „In Zusammenhang mit der Flüchtlingsarbeit in den vergangenen 25 Jahren könnte ich wohl ein Buch zum Thema 'Herbergssuche in Vorarlberg' schreiben“, erzählt Peter Klinger.
Für Menschen mit Drogensucht wurde ebenfalls 1991 in Feldkirch das H.I.O.B. als niederschwellige Einrichtung ins Leben gerufen. Im selben Jahr starteten die carla-Arbeitsprojekte für langzeitarbeitslose Menschen. Nach und nach wurden auch die Angebote für Menschen mit Beeinträchtigung sowie für wohnungslose Menschen ausgebaut, 1994 startete Hospiz Vorarlberg – damals noch unter dem Namen Hospizbewegung.
Ab 1995 wurden die Auslandshilfe-Projekte durch die Einrichtung eines eigenen Fachbereichs forciert. Hunderttausende Menschen konnte durch diese Arbeit das Überleben gesichert, bzw. neue Lebensperspektiven gegeben werden.Vorarlberg hat somit als sehr kleines Land zusammen mit der Unterstützung vieler SpenderInnen Großes bewirkt. Die Lebensbedingungen für die Menschen in den Partnerregionen in Äthiopien, Mosambik, Ecuador und Armenien konnten wesentlich verbessert werden.
Angebote im Bereich der Suchtarbeit, in der Flüchtlingsarbeit, der Familienhilfe oder der Wohngemeinschaft Mutter&Kind wurden laufend den Bedürfnissen der hilfesuchenden Menschen angepasst. Dies gilt auch für den Bereich der Pfarrcaritas, wo etwa durch das Sozialpaten- oder das Stromsparcheck-Projekt sehr gute Erfahrungen gemacht werden.
Vor fünf Jahren wurden die Caritas-Angebote in Feldkirch – Sucht, Wohnungslosenhilfe und allgemeine Sozialarbeit – zusammengefasst und optimiert. Laufend werden neue Angebote entwickelt, so erweisen sich beispielsweise die „Lerncafés“ für Kinder, deren Familien sie nicht optimal fördern können, als wichtige Unterstützung für Familien und wertvolle Investition in die Zukunft. Zwischenzeitlich ist die Caritas auf 600 sehr engagierte MitarbeiterInnen angewachsen (inklusive TransitmitarbeiterInnen und Zivildiener).
Professionalität und Barmherzigkeit sind wichtige Werte, die die Arbeit der Caritas Vorarlberg, wesentlich geprägt von Caritasdirektor Peter Klinger, auszeichnen. Es gilt schnelle und wirkungsvolle Problemlösungen für Menschen in ihren unterschiedlichen Notsituationen zu finden. Die Innovations- und Umsetzungskraft der Caritas Vorarlberg wird auch von anderen Organisationen und Caritas-Einrichtungen geschätzt, viele Vorarlberger Projekte wurden so in den vergangenen Jahren auch österreichweit übernommen und die Caritas Vorarlberg wird immer wieder als „Entwicklungswerkstatt“ bezeichnet.
Eine sehr wichtige Rolle in der Caritas spielen seit jeher freiwillige MitarbeiterInnen – neben 900 Ehrenamtlichen, die direkt in den Projekten der Caritas verwoben sind, arbeiten 1500 sozial engagierte Freiwillige in den Pfarren mit und bilden eine sehr wichtige Stütze. Sie tragen die Grundhaltung der Caritas – die gelebte Nächstenliebe – weiter.
„Meinen Nachfolger Dr. Walter Schmolly, derzeit Pastoralamtsleiter der Diözese Feldkirch, schätze ich sehr. Er ist durch sein großes Engagement, seine Kreativität und seine Weltoffenheit ein Garant dafür, dass die Caritas weiterhin eine gute Entwicklung nimmt. Zudem begleitet Walter Schmolly als ein Mitglied unseres Kuratoriums schon seit einigen Jahren unsere Arbeit in der Caritas“, zeigt sich Caritasdirektor Peter Klinger mit seiner Nachfolge sehr zufrieden und freut sich, „eine sehr gut aufgestellte Organisation übergeben zu können“.
Foto: Peter Klinger (61) und Dr. Walter Schmolly (51)
(c) Katholische Kirche Vorarlberg