Die Veränderung mitgestalten

Claudia Meusburger engagiert sich in Ecuador gegen Gewalt an Frauen

Am 25. November 1960 wurden drei Schwestern - Patria, Minerva und Maria Teresa Mirabal - nach monatelanger Folter vom militärischen Geheimdienst der Dominikanischen Republik ermordet. Ihre Untergrundaktivitäten ge­gen die brutale Trujillo-Diktatur waren ihnen zum Verhängnis geworden.  „Der Mut der Mirabal-Schwestern gilt inzwischen als Symbol für Frauen weltweit: Der 25. November wurde von lateinamerikanischen Feministinnen als Gedenktag aufgegriffen und später von den Vereinten Nationen zum Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen ausgerufen“, erläutert Claudia Meusburger von der Caritas Auslandshilfe. Weltweit erstrahlen aus diesem Anlass Gebäude 16 Tage lang in oranger Farbe als sichtbares Zeichen der Solidarität mit den Opfern von geschlechtsspezifischer Gewalt.

Eine Projektreise nach Ecuador, von der Claudia Meusburger kürzlich zurückgekehrt ist, hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig Aktionen gegen Gewalt an Frauen auf allen Ebenen sind. Sechs von zehn Frauen in Ecuador geben an, im Laufe ihres Lebens Gewalt erlebt zu haben. „Ecuador ist gesellschaftlich nach wie vor von patriarchalen Strukturen geprägt, die Gewalt begünstigen. Die Coronapandemie hat viele Frauen besonders hart getroffen, da ihre Einkommensmöglichkeiten weggebrochen sind.“ Gerade in ärmeren Gesellschaftsschichten seien Frauen in erster Linie in informellen Jobs, zum Beispiel als mobile Verkäuferinnen, tätig. „Viel Arbeit für wenig Lohn und Anerkennung“, fasst Claudia Meusburger, die soziale Arbeit und internationale Entwicklung studiert hat, zusammen, „und die Entscheidung über das Geld liegt fast ausschließlich bei den Männern.“

Drastische Budgetkürzungen der Regierung im Sozialbereich und die Einschränkung von Sozialprogrammen erschweren es den Frauen aktuell deutlich, Unterstützung zu erhalten. Zudem ist die Sicherheitslage in Ecuador durch die zunehmende Bandenkriminalität sehr angespannt. „Die Zahl an Femiziden – also an Morden an Frauen – erreichte 2021 mit 197 Femiziden einen traurigen vorläufigen Höhepunkt - denn 2022 wurden bereits 206 Morde an Frauen gezählt.“

Von Klein auf lernen …
Die Caritas Vorarlberg unterstützt in Ecuador unter anderem zehn Frauenhäuser, die Frauen und Kindern Schutz und Perspektive geben, wenn die Gewalt untragbar wird und sie um ihr Leben oder das ihrer Kinder fürchten. In diesen Frauenhäusern wird bereits mit den kleinen Kindern spielerisch der respektvolle Umgang zwischen allen Menschen gelernt, um gängige Geschlechterrollen zu hinterfragen und nachhaltig zu verändern. Sehr wichtig ist es auch, den Frauen durch Einkommensmöglichkeiten Unabhängigkeit zu sichern. Claudia Meusburger nennt das Beispiel des Frauenhaus Maria Amor in der Stadt Cuenca, das im eigenen sozialökonomischen Betrieb eine Wäscherei, ein Restaurant und ein Cateringservice betreibt und so Job- und Ausbildungsmöglichkeiten schafft. Auch die Überlebenden von Gewalt, die dank eines Aufenthaltes im Frauenhaus in Coca aus der Gewaltspirale aussteigen konnten, zeigen sich innovativ: Sie gründeten ein kleines Reinigungsunternehmen und nutzten die pandemiebedingte Zwangspause zur Weiterbildung. Nun produzieren sie  eine eigene Reinigungs- und Waschmittelserie.

Ein wunderschönes Land – trotzdem!
Betroffen gemacht hat Claudia Meusburger in Ecuador das enorme Ausmaß an Umweltschäden und Menschenrechtsverletzungen: Intensiver Rohstoffabbau und die Ausbeutung natürlicher Ressourcen durch internationale Konzerne verursachen auf Jahrzehnte verseuchte Wasserläufe, unbrauchbaren Boden und gesundheitliche Probleme in unzähligen Dörfern. Die Schattenseiten unseres Lebensstils und Konsumverhaltens werden in Ecuador auf dramatische Weise sichtbar.

Dennoch hat das Land schon einen fixen tiefen Platz im Herzen der Weitgereisten bekommen: „Ecuador hat eine unglaubliche Vielfalt an Landschaften und Klimazonen, eine faszinierende Tier- und Pflanzenwelt, leckeres Essen und vor allem viele liebenswerte und sehr engagierte Menschen“, schwärmt die Caritas-Mitarbeiterin.


Spenden für Caritashilfe in Ecuador:
Raiffeisenbank Feldkirch, IBAN AT 32 3742 2000 0004 0006

Kennwort: Ecuador

Zur Person:
Claudia Meusburger
Jahrgang: 1985
Wohnort: Bizau
Familie: liiert, zwei Kinder
Beruf: Sozialarbeiterin
Hobbys: wandern, klettern, Zeit in der Natur mit meinen Kindern