Bildung für Awasa

In den ländlichen Regionen Äthiopiens besuchen, da keine allgemeine Schulpflicht existiert, oft nur knapp 70% der Kinder eine Schule, Mädchen liegen noch deutlich unter diesem Prozentsatz. Die meisten Eltern können es sich nicht nur finanziell nicht leisten, ihre Kinder zur Schule zu schicken, sie sind auf die Arbeitskraft ihrer Kinder angewiesen. Viele Buben arbeiten als Hirten auf den Weiden, während die Mädchen mit Wasserholen oder Brennholzsammeln beschäftigt sind. Dabei wird die Zukunft Äthiopiens ganz entscheidend von der Ausbildung der Mädchen abhängen. Bessere Aufklärung im Bereich

HIV/Aids, Ernährung, Hygiene und Gesundheitsvorsorge sind nur über den Weg der Bildung möglich. Es ist daher ein zentrales Anliegen des Vikariats Awasa, die Eltern davon zu überzeugen, ihren Söhnen - vor allem aber auch den Töchtern - die Chance auf Bildung und damit eine bessere Ausgangssituation für die Zukunft zu ermöglichen. In der Region Awasa im Süden Äthiopiens ermöglicht die Caritas rund 23.500 Kindern den Zugang zu Bildung und gibt ihnen so die Chance auf eine bessere Zukunft.

Schulbesuch als Basis für eine gesicherte Zukunft

Die laufenden Kosten für den Schulbetrieb, die Schuluniformen, die Anschaffung von Büchern und Lernmitteln, aber auch die Gehälter der Lehrpersonen werden zum Großteil vom Vikariat getragen. Ziel des Projektes ist die Verbesserung der Bildungsqualität durch eine deutliche Senkung der Klassenschülerzahlen (derzeit 80 Kinder) auf maximal 70 Schüler*innen sowie einer verbesserten Ausbildung der Lehrpersonen. Ein weiteres wichtiges Anliegen ist die laufende Implementierung von Kinderschutzstrukturen in allen Schulen und Einrichtungen. Alle Lehrpersonen und Direktor*innen werden im sensiblen Bereich des Kinderschutzes und den damit zusammenhängenden Verhaltensanforderungen ausgebildet und trainiert. In den meisten Schulen gab es bereits im abgelaufenen Schuljahr „Kinderrechte-Clubs“, die in Zusammenarbeit mit dem Lehrpersonal und den Direktionen die wichtigsten Themen zum Kinderschutz für alle Kinder an den Schulen, und auch für die Eltern, regelmäßig zur Sprache brachten. Eine sehr häufig genutzte Möglichkeit ist das Aufgreifen der Themen im Zuge der gemeinsamen Versammlung aller Kinder vor Beginn des Unterrichts. In vielen Schulen hat sich zudem die Arbeit der Vertrauenslehrer*innen sehr bewährt. Durch dieses System haben die Kinder eine sehr niederschwellige Möglichkeit, sich im Falle von Verstößen gegen die Kinderschutzregeln oder diversen Übergriffen Rat und vor allem Hilfe und Unterstützung zu holen. Wie wichtig dieser Bereich ist, hat sich leider im zweiten Semester 2020 gezeigt, als die Schulen aufgrund der Covid19-Pandemie geschlossen werden mussten und die Kinder keinen oder nur sehr erschwerten Zugang zu diesem sozialen Sicherheitsnetzwerk hatten: Die Zahl der gewalttätigen Übergriffe im familiären Umfeld der Kinder stieg deutlich an, viele 14- bis 16-jährige Mädchen, die im Herbst nach dem Lockdown nicht mehr zum Unterricht angemeldet wurden, sind in diesem Zeitraum zwangsverheiratet worden.

Im Schuljahr 2019/2020 waren es 23.509 Kinder, die in den 61 Bildungseinrichtungen der Diözese Awasa die Schule beziehungsweise den Kindergarten besuchten. Damit stieg die Anzahl der Kinder im Vergleich zum Vorjahr um mehr als vier Prozent. Dies ist zum größten Teil der immer besser werdenden Qualität des Bildungsangebotes zu verdanken, die immer mehr Eltern schätzen. Auch wenn die Eltern für den Besuch ihrer Kinder in den Schulen des Vikariates einen kleinen Beitrag zahlen müssen, ist die Nachfrage groß. Die jahrelange Investition in die Verbesserung des Unterrichts, die Schulung der Lehrpersonen und das Schaffen eines kindgerechten und geschützten Umfelds an den Schulen trägt nun Früchte.

Zudem werden die sanitäre Infrastruktur und die Versorgung der Schulen mit sauberem Trinkwasser weiterhin ausgebaut und verbessert. Völlig veraltete Toilettenanlagen werden erneuert. An zahlreichen Schulen wird die Möglichkeiten zum Händewaschen nach dem Besuch der Toilette realisiert. Begleitet werden diese baulichen Maßnahmen von der Gründung sogenannter WASH-Clubs, in denen jeweils eine Gruppe von Kindern einer Schule die Themenbereich Wasser, Hygiene und Gesundheit immer wieder gezielt thematisiert. Der Umgang mit diesen Themen und auch das Wissen über die Wichtigkeit von Hygiene und gesundheitlichen Risiken mindert das Risiko von Erkrankungen und fördert auch das

Verständnis dafür, warum sanitäre Einrichtungen und Toiletten immer sauber und funktionstüchtig gehalten werden müssen. Auch die Eigenverantwortung der

Kinder wird dadurch gezielt gefördert.

In den Schulen und Internaten der Region Borana, ganz im Süden der Diözese Awasa, gibt es an allen Schultagen eine Schulausspeisung. Ein Schulweg von mehr als 20 Kilometern täglich ist hier für sehr viele der rund 1300 Kinder Alltag. Selbst kleine Kinder, die den Kindergarten besuchen, sind stundenlang unterwegs. Daher ist es wichtig, dass es für sie zu Mittag eine ausgewogene und ausreichende Mahlzeit gibt, damit sie mit den Anforderungen des Unterrichts und des langen Schulweges nicht überfordert sind. Die Eltern schätzen die Schulausspeisung in diesen Schulen sehr, dadurch wissen sie, dass ihre Kinder eine gesunde Mahlzeit erhalten, die sie selbst, vor allem in Zeiten nach schlechter Ernte, nicht immer gewährleisten können.