Mädchenheim in El Huambrillo Peru

Peru befindet sich seit Jahren in einer politischen, wirtschaftlichen und sozialen Krise, die sich durch die Covid-19 Pandemie zusätzlich verschärft hat. Auf den Straßen kommt es täglich zu Todesfällen und körperlicher Gewalt. Weil die Straftäter oft minderjährig sind, kann laut Gesetz nicht viel gegen sie unternommen werden. Mit dem Covid-19 Lockdown und dem Rückzug des Militärs von den Straßen gingen die Strafdelikte zwar um 20% zurück, allerdings stieg die Anzahl der Morde an Frauen und die Misshandlungen von Kindern und Jugendlichen stark an, was zu einer hohen Auslastung der Kinder- und Jugendheime führte.

Das Heim „El Huambrillo“ liegt in der Hauptstadt Iquitos der Amazonasprovinz Loreto. Iquitos ist mit über 400.000 Einwohnern die größte Stadt im peruanischen Regenwaldgebiet. Trotzdem ist sie auch heute noch nur mit Boot oder dem Flugzeug erreichbar. Abseits touristischer Pfade und entlang der Flüsse leben viele Kleinbauern, oft sehr entlegen und ohne Zugang zu Strom und sauberem Trinkwasser.

Das Heim nimmt Mädchen auf, die aus dem ländlichen Raum entlang der Zuflüsse des Amazonas stammen. Alle Mädchen kommen aus sehr armen und familiär schwierigen Situationen, zerrütteten Familien, oft aus weit entfernten Gemeinden am Fluss Napo. Sie werden, bei familiärer Gewalt und physischem oder psychischem Missbrauch durch Personen aus dem eigenen familiären Umfeld, entweder vom Sozial-/Justizministerium eingewiesen oder sie kommen durch Empfehlung von Sozialorganisationen. Meist werden sie auch von den Familien, Verwandten, Nachbarn, manchmal auch von der Gemeinschaft direkt ins Heim gebracht. Die Mädchen bleiben, solange es nötig ist. Manche nur ein paar Jahre, bis ihre Eltern die Verantwortung für sie wieder übernehmen können, andere bleiben bis zum Abschluss der Mittelschule. Jedes Jahr verlassen so einige Mädchen das Projekt wieder, entweder auf Ansuchen der Eltern oder der Familiengerichte.

Zukunftschancen Dank eines neuen Zuhauses

Der Aufenthalt im Heim ermöglicht es den Mädchen in einem stabilen Umfeld aufzuwachsen. Sie bekommen die Chance auf eine menschenwürdige Zukunft. Im Heim erhalten die Mädchen neben einem sicheren Dach über dem Kopf, Kleidung, gesunde Ernährung, medizinische Betreuung vor allem aber die Möglichkeit die Schule zu besuchen und abzuschließen, und alle dafür nötigen Schulmaterialien, sowie Hausaufgabenbetreuung und Nachhilfeunterricht.

Das Heim nimmt jedes Jahr rund 57 Mädchen, zwischen 3 bis 18 Jahren, die in schwierigen Verhältnissen aufwachsen mussten, auf. Das Schuljahr beginnt im März und dauert bis Dezember. In diesen Monaten ist das Heim geöffnet. Im Januar und Februar ist das Heim nur für die Mädchen geöffnet, die keine familiären Anknüpfungspunkte mehr haben oder wo ein Kontakt aus sicherheitstechnischen oder pädagogischen Gründen nicht mehr möglich ist. Zwei Betreuerinnen und drei Ordensschwestern der Misioneras del Corazón de Jesús, Hausmitarbeiter, fünf Freiwillige, sowie sechs Lehrer kümmern sich um die Mädchen.

Physische und psychische Genesung

Die Schwestern, die die Mädchen betreuen, unterstützen die Mädchen mit viel Liebe, Fürsorge und voller Hingabe, da sie wissen, was die Mädchen schon alles durchleben mussten. Sie geben den Mädchen soziale und christliche Werte mit auf den Weg und ein Zuhause, in dem all ihre Grundbedürfnisse wie körperliche und psychische Gesundheit gedeckt sind, aber auch Raum und Zeit zum Spielen bleibt. Durch Workshops und Vorträge sollen die Mädchen ihre eigene Situation verstehen lernen und sich gleichzeitig körperlich und psychisch wohlfühlen, um die Ereignisse, die sie erleben mussten, erfolgreich überwinden zu können. Dabei hilft ihnen auch eine Psychologin, die zweimal pro Woche ins Heim kommt.

Sehr wichtig für die Mädchen sind die wöchentlich Aktivitäten. Bei den Pfadfindern, lernen die Mädchen neben Spiel und Spaß auch viel über soziale Kompetenzen. Regelmäßig finden Veranstaltungen, wie Ausflüge und Feste, Geburtstage und religiöse Feiertage, statt.