Zwei armenische Kinder planzen mit Hilfe einer Freiwilligen einen Baum in der Landschaft. Alle sind dabei in warmen Winterklamotten gehüllt und dunkel bekleidet. Die junge Frewillige trägt im Kontrast zu den anderen drei sich auf dem Foto befindenen Personen einen hellblauen Sweater. Die Kinder sind angesichts der Situation und der Aufmerksamkeit, die sie erfahren, erfreut.

Kinder mit Behinderung der Tagesstätte „Emils Kleine Sonne“ haben gemeinsam mit HelferInnen den Garten des Neubaus bepflanzt

Einsatz für Kinder, hinter denen sonst niemand steht

Eigentlich wollte der Lecher Bernd Fischer, nachdem er seinen Job als Banker an den Nagel gehängt hatte, mit dem Auto nach Indien fahren. "Gelandet" ist er als Freiwilliger in Armenien und hat dort maßgeblich am Bau von "Emils Kleiner Sonne" mitgewirkt. In Bälde ist es so weit: Die ersten 35 Kinder und Jugendliche können in das von der Caritas betriebene Förderzentrum für Kinder mit schweren Behinderungen umziehen.  

 

Warum gerade Armenien?  

Bernd Fischer: Ich kam eigentlich durch Zufall mit dem Caritas-Projekt in Armenien in Kontakt und habe mir das alte Förderzentrum vor Ort angeschaut. Berührt haben mich einerseits die Kinder mit Behinderung, die in der dortigen Gesellschaft meist ausgeschlossen sind und oftmals noch als Strafe Gottes gesehen werden. Fasziniert hat mich auch die Stadt: Gyumri ist die zweitgrößte Stadt des Landes, 75.000 der insgesamt 100.000 Einwohner haben keine Arbeit. Das Projekt ist somit eine Herausforderung und zeigt den Menschen, dass Veränderung möglich ist. Unsere Vision ist es, Standards in der Förderung der Kinder, wie sie in Österreich üblich sind, einzuführen, aber auch Akzente in der Stadt zu setzen. Wir wollen durch unsere Arbeit erreichen, dass Menschen mit Behinderung in die Gesellschaft gut integriert werden.  

 

Das Projekt hat sehr viel "Rückenwind" von Vorarlberg aus erfahren - in erster Linie durch die finanzielle Unterstützung von Reiseunternehmer Emil Nachbaur, aber auch durch zahlreiche Firmen und Freiwillige, die vor Ort mitgewirkt haben. Eine zusätzliche Motivation?  

Bernd Fischer: Das war ganz entscheidend. Es sind mehrere Bekannte von mir nach Armenien gekommen, um mitzuhelfen. Alle haben bestätigt, wie bereichernd diese Zeit für sie persönlich war. Ein schönes Beispiel sind auch verschiedene Lehrlingsprojekte. Gemeinsam mit ihrem Chef haben beispielsweise Jugendliche aus Vorarlberg vor Ort die Baustelle vermessen und sind als Team sehr zusammengewachsen. Unzählige Vorarlberger Unternehmen, Gemeinden, Pfarren und Privatpersonen haben durch ihren Einsatz zum Erfolg beigetragen. Auch in meiner Heimatgemeinde Lech werden immer wieder Aktionen gestartet, um "Emils Kleine Sonne" zu unterstützen. Es ist zu einem Projekt der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger mit unseren Freunden in Armenien geworden.  

 

Was genau ist ihr Job in Armenien?  

Bernd Fischer: Ich bin für die Koordination der Baustelle zuständig. Der Aufgabenbereich ist sehr breit gefächert und Teamarbeit ist dabei immens wichtig. Das Spektrum geht von der Ausschreibung der Arbeiten mit Firmen vor Ort bis hin zur Organisation der Unterkünfte und der Verpflegung für die rund 70 Mitarbeiter und Freiwilligen vor Ort. Genau so wichtig ist das Team in Vorarlberg. Eine ganz besondere Herausforderung war dabei die Logistik. 45 LKWs mussten 4.000 Kilometer von Vorarlberg aus nach Armenien kommen, und das teilweise während der Zeit, als der Serbien vom Hochwasser überflutet war.  

Wie präsentiert sich das Gebäude momentan?  

Bernd Fischer: Wir sind bei den letzten Arbeiten für den Innenausbau, voraussichtlich Anfang März können wir mit den Kindern umziehen. Es ist eine Tagesstätte, in der Kinder und Jugendliche mit mehrfacher Behinderung gefördert werden und später idealerweise in einen Arbeitsprozess integriert werden. Ein positives Beispiel war dabei Mikael - ein junger Mann mit Down-Syndrom, den wir schon während der Bauphase als Arbeiter angestellt haben. Momentan werden 35 Kinder und Jugendliche umziehen. Jetzt gilt es, die Organisation aufzubauen, im Endausbau sollen dann bis zu hundert Kinder und Jugendliche betreut werden. Die Kinder haben die Räumlichkeiten schon mehrmals besichtigt. Es war faszinierend, wie sehr sie es genossen haben, sich mit dem Rollstuhl im neuen Gebäude frei bewegen zu können. Im alten Gebäude und auch in den räumlich meist sehr beengten Wohnungen der Kinder war das bislang nicht möglich - das bedeutet für sie eine ganz neue Freiheit.  

 

Wann fahren Sie wieder nach Armenien?  

Bernd Fischer: Ich bin nächste Woche unten, um einige wichtige Entscheidungen voranzutreiben, ein längerer Einsatz ist wieder ab März geplant. Die Eröffnung des Hauses findet voraussichtlich im Frühsommer statt.  

 

Zur Person:
Bernd Fischer
Alter: 54 Jahre
Wohnort: Lech
Familienstand: verheiratet mit Klaudia
Beruf: 28 Jahre Banktätigkeit, Vorstand
Lebensmotto: Sei - versuche nicht zu werden! (Osho)  

 

Der heutigen "VN" liegt ein Erlagschein bei. Im Rahmen der Kinderkampagne unterstützt die Caritas neben "Emils Kleine Sonne" auch Projekte für Kinder in Ecuador, Mosambik und Äthiopien. "Kinder sind besonders sensibel und brauchen auch besondere Unterstützung. Sie bedürfen unserem Schutz und unserer Hilfe, denn ihnen gehört unsere Zukunft", so Martin Hagleitner-Huber, Leiter der Auslandshilfe der Caritas Vorarlberg. "Wir möchten Kindern in Not einen guten Start ins Leben ermöglichen. Gemeinsam können wir viel verändern."  

 

Kinderkampagne der Caritas Vorarlberg
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Kennwort: Kinderkampagne