Was hat der Hunger in weiten Teilen Afrikas mit unserem Konsumverhalten zu tun? Sehr viel, wie bei einem Vortrag im Rahmen der Ausstellung „Wir essen die Welt“ in der Dornbirner inatura deutlich wurde.
Dass der Kinosaal in der Dornbirner inatura bis auf den letzten Platz besetzt war, freute Harald Grabher von der Caritas Auslandshilfe ganz besonders: Schüler, JugendbotschafterInnen und Erwachsene interessierten sich für den Vortrag zum Thema „Nachhaltige Landwirtschaft in Äthiopien“. Informationen aus erster Hand boten dabei die beiden Landwirtschaftsexperten Teshome Gari und Jima Gobena, die vor Ort in der Diözese Meki Programme umsetzen, die der Bevölkerung ein Überleben sichern, ohne dabei die Umwelt zu zerstören.
Die Fakten: 84 Prozent der Bevölkerung Äthiopiens lebt am Land und damit fast ausschließlich von der Landwirtschaft. Es gibt kaum Bewässerungsmöglichkeiten, die Bauern sind vom Regen abhängig. Die Dürreperioden nehmen andererseits als Folge des Klimawandels aber zu: „Gab es früher durchschnittlich alle zehn Jahre eine Dürrekatastrophe, ist es zwischenzeitlich alle paar Jahre“, berichtete Harald Grabher aus der Statistik. Ein weiteres Problem: Das Getreide „Teff“, das in Äthiopien ein Grundnahrungsmittel ist, kommt auch in Europa zunehmend in Mode: „Das sorgt für eine Verknappung vor Ort und macht das Produkt entsprechend teurer.“ Harald Grabher ging auch auf das Thema Nutztiere ein: Die Zahl der Ziegen und Kühe in der Region hat sich in den letzten 25 Jahren mehr als verdoppelt. „Nutztiere sorgen zwar einerseits für Arbeitserleichterung, sind Krisenreserven und tragen damit zur Ernährungssicherheit bei, bringen aber andererseits Überweidung der landwirtschaftlichen Flächen sowie starke Bodenerosion mit sich. Nutztiere sind also Problem und Lösung zugleich.“ Eine weitere Herausforderung, die im Rahmen des Vortragsabends thematisiert wurde: 98 Prozent des Waldes wurden in den vergangenen Jahrzehnten abgeholzt, auch hier herrscht dringend Handlungsbedarf.
Lösungsansätze
Teshome Gari und Jima Gobena hatten aber auch Lösungsansätze mit im „Gepäck“: In ihrer täglichen Arbeit schulen sie beispielsweise Bauern vor Ort, wie sie durch Kompostierung ihre Erde wieder fruchtbar machen können. Permakultur lautet ein weiteres Stichwort – das Wissen darum wird ebenfalls durch Schulungen vermittelt. In der Nutztierhaltung wird auf Steigerung der Tiergesundheit und der Produktivität gesetzt, um Herdengrößen zu reduzieren. Bewährt hat sich auch die Gründung von Genossenschaften: Die Bauern sind nicht mehr gezwungen, ihr Getreide direkt nach der Ernte und damit zu schlechten Preisen zu verkaufen, sondern können gemeinsam die Vermarktung organisieren. Ein weiteres Beispiel ist die Bienenzucht, das speziell auch Frauen ein Einkommen und damit das Überleben sichert. Der Zusammenhalt unter den Frauen in der Region wird zudem durch Spar- und Kreditvereine gefördert. „Wenn es geregnet hat, ist Äthiopien ein wunderschönes Land, grün und produktiv“, kommt Harald Grabher in seinen Berichten ins Schwärmen. „Wir sind gemeinsam als Gesellschaft gefordert, hier für eine gerechtere Welt zu sorgen.“
Wie die Welt zusammenhängt: Sonderausstellung Wir essen die Welt
Mit jeder Mahlzeit verändern wir die Welt. Ob wir wollen oder nicht. Die Sonderausstellung „Wir essen die Welt“ in der inatura in Dornbirn lädt zu einer Weltreise der anderen Art ein. Ziel ist es einerseits das Bewusstsein zu stärken und zu sensibilisieren sowie andererseits auch den BesucherInnen Möglichkeiten zu eröffnen, wie diese ihre Essensgewohnheiten ein Stück weit verändern können, um so eine nachhaltige und faire Zukunft mitzugestalten. Geöffnet ist die Ausstellung täglich von 10 bis 18 Uhr.