Ein Bild vom Himmel

Kinder trauern anders – aber wenn sie über den Verlust eines lieben Menschen weinen, bricht es Erwachsenen beinahe das Herz und lässt sie oft hilflos werden. Doch sie brauchen gerade in dieser Zeit eine Schulter zum Anlehnen, ein offenes Ohr und ein großes Herz. Nicht die Stärke der Erwachsenen ist hier gefragt, sondern ein ehrlicher und authentischer Umgang mit diesem Thema – gemeinsam weinen, trauern, Rituale leben und Trost spenden. Beatrix Berthold, Koordinatorin von Hospiz für Kinder – kurz HOKI – weiß, wie geholfen werden kann.

 

Schon die Kleinsten spüren, wenn in der Familie getrauert wird – da ihnen aber die Worte und Erfahrungen fehlen, sind sie mit ihren eigenen Gefühlen überfordert und oft sehr allein. Besonders für sie ist es aber wichtig zu verstehen, dass die/der Verstorbene nicht mehr im Körper zu Hause ist. Hospizkoordinatorin Beatrix Berthold weiß, wie Kindern dieses Thema behutsam nähergebracht werden kann und nennt ein Beispiel: „Sprechen Sie darüber. Wickeln Sie einen Schal um ihre Hand. Der Schal ist der Körper, die Hand die Seele. Die Seele löst sich vom Körper und lebt weiter. Der Körper ist nur noch eine Hülle, die als ehemaliges Zuhause der Seele würdevoll begraben wird.“ Dieses einfache Bild hilft den Kindern das eigentlich Unbegreifliche zu verstehen. Außerdem finden die meisten Kinder den Himmel als neue Heimat für die Seele sehr tröstlich. Eine fantasievolle Reise in den Himmel, ein von dem Kind gemaltes Bild, wie es sich den Himmel vorstellt, tut den trauernden Herzen der Kinder gut.

 

Schöne Augenblicke bewahren
Wichtig ist dabei für Kinder und Jugendliche, dass altersentsprechend und klar kommuniziert wird und Worte wie „einschlafen“, „verlieren“ oder „weggehen“, wenn eigentlich sterben gemeint ist, vermieden werden. „Kleinere Kinder nehmen alles wörtlich und können zum Beispiel mit Einschlafstörungen und großen Verlustängsten reagieren“, weiß Beatrix Berthold. Besser ist es, das liebevolle Band zu Verstorbenen zu stärken und die schönen Augenblicke in Erinnerung zu behalten. So hat eine speziell für Kinder ausgebildete Hospizbegleiterin eine schöne Idee kreiert und damit schon einigen Kindern Mut und Zuversicht geschenkt: Wenn eine Familie gerne bastelt, könnte zum Beispiel ein großes Einweckglas außen mit ausgeschnittenen Herzen beklebt werden. Dann werden für die nächsten Tage und Wochen schöne Erlebnisse gesammelt und für jede dieser Erfahrungen wird dann eine Linse oder ein Reiskorn in das Glas gegeben. Alle guten Gefühle werden so liebevoll gesammelt und den Verstorbenen geschenkt: Ein Spaziergang im Wald, das Glitzern von Schnee, eine Schneeballschlacht, ein gemütlicher Spieleabend mit der Familie. „Alle guten Gefühle werden gesammelt. Wenn dann am Abend die Körner des Tages ins Glas gefüllt werden, kann es sein, dass die Trauer wieder hochkommt. Dann erzählen Sie Ihren Kindern, dass Trauer auch ein Zeichen von Liebe ist. Zeigen Sie Ihren Kindern, dass Trauer gelebt werden darf – und dass sie ein Teil von uns ist, daneben gibt es aber eben auch die anderen Teile - die Freude, die Liebe, das Glück – und manchmal ist alles gleichzeitig da. Nehmen Sie dann das gefüllte Glas und gehen Sie damit irgendwo in die Natur, wo es besonders schön ist und lassen Sie alle Familienmitglieder die Körner verstreuen.“

 

Den Weg gemeinsam gehen

Kinder und Jugendliche haben ihre ganz eigene Art mit Trauer, Krankheit und Sterben umzugehen. „Was sie in dieser Zeit wirklich brauchen, sind Verständnis, Zuwendung und geschützte Räume“, so Beatrix Berthold, die gemeinsam mit ihrem Team Kindern und Familien zur Seite steht und für sie da ist, wenn sie von Trauer, Krankheit und Sterben betroffen sind. „Für die Kinder sowie die Familien ist es ermutigend jemand zu haben, mit dem sie diesen Weg gemeinsam gehen können. Wir beraten und begleiten Familien mit erkrankten Kindern. Für trauernde Kinder und Jugendliche sind wir ebenfalls da. Stirbt beispielsweise in einer Familie ein Kind, brauchen auch Geschwisterkinder entsprechenden Beistand und Unterstützung, um die traurige Erfahrung gut zu bewältigen.“

 

 

Infos zu Hospizbegleitung für Kinder und Jugendliche

Auch in Pandemie-Zeiten ist HOKI telefonisch, online oder via E-Mail – und in besonderen Situationen auch zu Hause - im Einsatz.

 

Beatrix Berthold

Mehrerauerstraße 72, 6900 Bregenz

M 0676 88420-5112; T 05522 200-1112

E hospiz.kinder@caritas.at

 

Mo-Fr 09:00 - 12:00 Uhr und täglich 17:00 - 18:00 Uhr