Kinder trauern spontan und ehrlich

Ein Thema, über das die meisten von uns gar nicht nachdenken wollen: Die Begleitung von Kindern, die von Tod und Trauer betroffen sind. Gisela Rohr hat diese Aufgabe als Koordinatorin der Hospizbegleitung für Kinder und Jugendliche bei der Caritas Vorarlberg zu ihrem Beruf gemacht. Und wenn sie davon erzählt, dann berichtet sie auch davon, dass Erwachsene diesbezüglich sehr viel von Kindern lernen können.

„Kinder sagen ganz klar, was sie wollen und auch nicht wollen. Sie sind spontan und ehrlich. Auch in Zeiten von Krankheit, Tod und Trauer hat in ihrem Leben viel Freude und Leichtigkeit Platz. Sie tauchen in die Trauer ein und genauso schnell wieder raus.“ Für Gisela Rohr, Koordinatorin Hospizbegleitung für Kinder und Jugendliche der Caritas – kurz HOKI – genannt, war die Entscheidung für ihre neue berufliche Aufgabe eine Herzensentscheidung und eine glückliche Fügung. „Ich habe mich schon als Jugendliche mit dem Thema `Tod´ beschäftigt und die Bücher von Elisabeth Kübler-Ross regelrecht verschlungen“, erinnert sich die studierte Psychologin. Während ihrer Ausbildung habe sie sich bei der Kinderkrebshilfe ehrenamtlich engagiert und dort hautnah die Grenze zwischen Leben und Tod erfahren. „Dabei habe ich sehr viele positive, bereichernde und auch schöne Erfahrungen gemacht.“ Beruflich fasste Gisela Rohr in Vorarlberg Fuß, auch die drei Kinder wachsen hier auf. „Ich bin gekommen, um zu bleiben“, lacht die HOKI-Koordinatorin und schwärmt von der einzigartigen Landschaft Vorarlbergs.

Wenn die Kraft verloren geht
Manchmal erfolgt der Erstkontakt zu Familien über Angehörige, manchmal über soziale Einrichtungen oder Krankenhäuser. „Fast immer sind die Familien an einem Punkt, an dem sie keine Kraft mehr haben und Hilfe von außen gut tut.“ Gisela Rohr nimmt dann den Erstkontakt auf, klärt ab, was die Familie braucht und vermittelt dann ehrenamtliche Hospiz-Begleiter*innen. Das Hauptteam besteht derzeit aus 17 Ehrenamtlichen und begleitet momentan 22 Familien. Im vergangenen Jahr unterstützte das HOKI-Team übrigens 48 Familien, bei 17 davon waren Kinder und Jugendliche lebensbedrohlich erkrankt.

Keine Hürden
Das Kennenlernen der Kinder erfolgt ganz oft über das Spielen. „Da öffnen sich Kinder ganz schnell, fassen Vertrauen und erzählen, was sie beschäftigt“, erlebt Gisela Rohr hier kaum Berührungsängste von Seiten der Kinder und Jugendlichen. Das Team ist bestens für die Aufgabe geschult und so eine echte Entlastung für die Eltern. Nach diesen ersten Monaten des Ankommens hat Gisela Rohr schon sehr viele Ideen gesammelt, damit die Kinder aus einem „bunten Strauß verschiedener Zugänge“ auswählen können. „Die Angebote der Wald-Pädagogik mussten auf Grund von Corona zurückgefahren werden, dies möchte ich auf alle Fälle wieder aufgreifen.“ Im Büro der HOKI-Koordinatorin sind auch Handpuppen zu finden. „Dazu ist ein Workshop für unsere Ehrenamtlichen geplant, auch mein Team hat schon ganz viele Ideen für Weiterbildungen.“ Hospizarbeit sei vielleicht nicht immer einfach, aber immer unglaublich bereichernd, betont Gisela Rohr an potentielle zusätzliche Freiwillige gerichtet. Generell empfiehlt sie allen Menschen, sich auch mit der eigenen Sterblichkeit zu befassen. „Das Thema Tod wird nur allzu gerne ausgeklammert. Aber die Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit kann sehr viele Ressourcen im eigenen Leben freisetzen. Wenn man sich damit befasst, hat das positive Auswirkungen auf das eigene Leben und man kann wiederum ganz anders auf Menschen in Trauer zugehen.“

Zur Person: Mag. a Gisela Rohr

  • Aufgewachsen und Studium in Graz, lebt mit ihrer Familie in Dornbirn
  • Psychologin, Koordinatorin Hospizbegleitung für Kinder und Jugendliche bei der Caritas Vorarlberg
  • Alter: 42
  • Familie: Drei Kinder (Tobias, 15, Isabella, 13 und Philipp, 9)
  • Hobbys: In der Natur sein – vom See bis zum Berg, Musizieren Lesen, Freunde treffen

Kontakt HOKI – Hospizbegleitung für Kinder und Jugendliche
T. 05522/200-1112
M. 0676/884205112
E. hospiz@caritas.at