„Ich habe meinen Weg gefunden“

Es ist die Geschichte eines alleinerziehenden Elternteils, wie es viele gibt. Und doch ist diese so ganz anders, denn ein alleinerziehender Vater ist eher selten und die Unterbringung von ihm und seinem Sohn im Haus Mutter & Kind (Haus Muki) der Caritas ist ein völlig neuer Weg, den die Caritas hier gemeinsam mit Franco beschritten hat. Und es ist der Start in ein neues Leben für Vater und Sohn.

Das Haus Muki der Caritas Vorarlberg ist ein Ort der Zuflucht, der Hoffnung und des Neubeginns für Frauen und ihre Kinder, die aus unterschiedlichsten Gründen ihr Zuhause verlassen mussten. So war es zumindest bisher. Seit Juli ist das allerdings etwas anders, denn da ist Franco mit seinem Sohn Luca eingezogen – als alleinerziehender Vater, der sonst auf der Straße gestanden wäre. „Es war sehr schwer für mich, um Hilfe bitten zu müssen, denn niemals hätte ich gedacht, dass ich einmal in so eine Situation kommen würde, in der ich buchstäblich vor dem Nichts stehe“, erzählt der sympathische Argentinier, der aufgrund seiner familiären Wurzeln auch EU-Bürger ist und in seiner Heimat ein technisches Studium abgeschlossen hat. Bereits vor einigen Jahren zog der 42-Jährige nach Vorarlberg, um einen gut bezahlten Job anzunehmen. Hier lernte er auch die Mutter seines Kindes kennen, die Geburt von Luca war die Krönung ihrer Liebe und ihr ganzer Stolz. Aus beruflichen Gründen zog die kleine Familie dann nach England, wo es aber immer mehr zu Schwierigkeiten zwischen den Eltern kam, bis seine Lebensgefährtin England gemeinsam mit dem Kind verließ, um zu ihrer Familie zurückzukehren. „Das war eine sehr schwere Zeit für mich, denn ich pendelte monatelang zwischen England und dem neuen Zuhause meines Kindes hin und her und spürte mit jedem Besuch bei meinem Sohn, dass es ihm nicht gut geht und auch seine Mutter mit psychischen Problemen zu kämpfen hatte.“ So bracht der Akademiker kurzentschlossen seine Zelte ab und zog zurück nach Vorarlberg, um in der Nähe seines Sohnes zu sein und für ihn Sorgen zu können da ein Zusammenleben mit der Mutter seines Kindes nicht mehr möglich war.

Hilfe in letzter Sekunde

Ab diesem Zeitpunkt aber geriet das Leben von Franco immer mehr aus den Fugen. Er holte den einjährigen Luca zu sich, da ihn seine Mutter nicht mehr versorgen konnte. Er kam in der Wohnung eines Freundes unter, konnte aber aufgrund fehlender Dokumente aus England nicht arbeiten. „Mein Erspartes war fast aufgebraucht. Die Papiere sind zwar nach rund 12 Wochen alle bei mir angekommen, aber ich konnte mir keine Betreuung von Luca leisten, um arbeiten zu gehen. Und da ich auch nirgends gemeldet war, erhielten wir keine Sozialleistungen.“ Es war eine schwere Zeit für Vater und Sohn, über die er nicht ohne Tränen spricht. „Früher war ich derjenige, der Menschen helfen konnte, jetzt hatte ich plötzlich alles verloren und stand vor den Trümmern meines Lebens. Und vor allem hatte ich große Angst, dass mein Sohn darunter zu leiden hat.“ Schließlich brachte ein Arztbesuch die Hilfsangebote ins Rollen. IFS, Netzwerk Familie und die Caritas wurden hinzugezogen, erste finanzielle Unterstützungen ermöglicht und schließlich die Entscheidung: Er kann im Haus Mutter & Kind einziehen. Doris Müller, Leiterin vom Haus Mutter & Kind: „Ich finde es gut und wichtig, dass wir das Haus auch für Männer und ihre Kinder geöffnet haben. Aber natürlich war es ein Lernprozess für uns alle, der mit vielen Unsicherheitsfaktoren verbunden war, die es nach und nach zu endkräften galt. Inzwischen ist noch ein zweiter Mann mit seinen Kindern hier eingezogen. Das Zusammenleben funktioniert sehr gut, denn schließlich haben die Bewohnerinnen und Bewohner hier alle dieselben Sorgen und Nöte und uns war es wichtig zu helfen, egal welches Geschlecht die Hilfesuchenden haben.“

Auf neuen Wegen
Inzwischen hat sich auch das Leben von Franco und seinem kleinen Sohn annähernd normalisiert. Seit drei Monaten hat er eine fixe Anstellung in einem Vorarlberger Unternehmen, der Kleine wird von einer Tagesmutter betreut und der nächste Schritt wird nun eine eigene Wohnung sein. „Ich bin so dankbar, dass ich hier für mich, aber vor allem auch für Luca eine Bleibe gefunden habe. Er liebt es mit den anderen Kindern zu spielen und ich habe hier viel gute Freundinnen und Freunde gefunden“, ist Franco positiv gestimmt. Und dass er für viele Kinder im Haus Muki eine Art Vaterfigur geworden ist, stört ihn nicht, im Gegenteil. Sein Herz schlägt für alle Kinder, denn sie haben alle etwas gemeinsam: Sie haben es verdient geliebt zu werden und ein glückliches Leben zu führen.