Am 24. Februar jährt sich der Angriff Russlands auf die Ukraine zum ersten Mal. Seit diesem Tag vor einem Jahr erreichen uns tagtäglich schreckliche Bilder. Ganze Städte liegen in Schutt und Asche, zehntausende zivile Opfer sind zu beklagen, Millionen Menschen auf der Flucht. „Vorarlberg.hilft“ ist eine der vielen solidarischen Aktionen, die humanitäre Hilfe erst möglich machen. 1.626.441,55 Euro wurden bislang dafür an die Caritas gespendet und sind die Basis für die notwendige Hilfe.
„Die Caritas konnte durch ihr internationales Netzwerk von Beginn an den Betroffenen helfen. Unsere Hilfe braucht jedoch einen langen Atem – in der Ukraine selbst, in den Nachbarländern und auch in Österreich“, erläutert Laura Maria Scherer von der Auslandshilfe der Caritas Vorarlberg. „Unsere Partner*innen in der Ukraine sowie in Moldau leisten nach wie vor Unglaubliches. Wir sind deshalb für jede Hilfe dankbar.“
Hilfe vor Ort: Caritas Netzwerk erreicht 4 Millionen Menschen
Die Caritas ist bereits seit über 30 Jahren in der Ukraine tätig. Dank der Expertise und dem umfassenden Partnernetzwerk konnte sie so von Beginn des Angriffs weg mit der Nothilfe starten und bereits 4 Millionen Menschen erreichen. „Wir versorgen die Menschen mit Hilfsgütern wie Essen und Trinken, verteilen Medikamente und Hygieneprodukte und schauen, dass die Menschen ein Dach über dem Kopf haben. Jetzt im Winter sorgen wir auch dafür, dass Unterkünfte winterfest sind, stellen Heizmaterial, Generatoren und Öfen zur Verfügung und verteilen Decken und warme Kleidung“, weist Andreas Knapp, Auslandshilfe-Generalsekretär der Caritas, auf einige Aspekte der vielfältigen Hilfsangebote hin. „545 Tonnen Hilfsgüter konnten wir bisher in die Ukraine bringen und 135.000 Hilfspakete vor Ort verteilen“, erläutert Knapp. Der Bedarf an humanitärer Hilfe und Unterstützung bleibt groß. Neben lebensrettender Nothilfe braucht es Unterstützung für Binnenvertriebene, und Wiederaufbauhilfe für Menschen, die mittlerweile wieder ins Land zurückgekehrt sind, und vor dem Nichts stehen.
Fokus auf psychosoziale Unterstützung: Einfach wieder mal Kind sein
7,5 Millionen Kinder sind vom Krieg betroffen, knapp 5 Millionen Kinder mussten flüchten. „Diese Kinder wachsen in einem Kriegsgebiet oder auf der Flucht auf und leben vielfach in Armut und Isolation: In Kellern, ohne Toiletten, ohne Licht, ohne Wasser. So etwas hinterlässt neben den materiellen Bedürfnissen natürlich auch tiefe seelische Wunden“, so Andreas Knapp. Um diesen Kindern ein gewisses Maß an Normalität zu ermöglichen, errichtete die Caritas im ersten Jahr der Hilfe 13 sogenannte Child Friendly Spaces. Es sind dies Orte, an denen Psycholog*innen und Sozialarbeiter*innen versuchen, Kindern mit der nötigen Sorgfalt, Aufmerksamkeit und Interesse zu begegnen. Kinder dürfen in all diesen Kriegswirren in den Kinderzentren der Caritas einfach wieder mal Kind sein. Neben Spiel-, Sport-, und Bastelmöglichkeiten gibt es auch psychosoziale Unterstützung für Familien sowie strukturierte Einzel- und Gruppenaktivitäten, die den Kindern helfen sollen, ihre Erfahrungen zu verarbeiten und besser mit belastenden Emotionen umzugehen. „Viele Kinder, die anfangs schüchtern und zurückhaltend sind, blühen mit der Zeit richtig auf“, so eine Sozialarbeiterin des Projekts.
Mobile medizinische Betreuung in Lemberg
Neben Kindern sind auch ältere, kranke und pflegebedürftige Menschen diejenigen, die unter dem Krieg am meisten zu leiden haben. Schon vor der Eskalation des Krieges im Februar 2022 waren rund ein Drittel der betroffenen Menschen über 60 Jahre alt, was den Ukraine-Krieg zur ältesten humanitären Krise weltweit macht. Viele der binnenvertriebenen Menschen, die in diesem Jahr in die Westukraine geflohen sind, haben ihr Zuhause im Zuge des Donbas-Konflikts schon einmal aufgeben müssen. In Zusammenarbeit mit dem Sheptytsky Hospital in Lemberg erhalten diese Menschen Zugang zu mobiler medizinischer Betreuung. Ein interdisziplinäres Team erledigt Hausbesuche bei älteren Menschen und besucht Flüchtlingsunterkünfte, um die medizinische Versorgung zu gewährleisten. Neben Untersuchungen, Diagnostik und Beratung ist auch psychologische Unterstützung sehr gefragt. Auch über das Caritas Heimpflegenetzwerk werden an zehn Orten in der Ukraine ältere binnenvertriebene Menschen, insbesondere verarmte und chronisch kranke versorgt. Neben Schutz, Unterkunft und warmen Mahlzeiten stellt die Caritas auch geriatrische Geräte, Heilbehelfe und Hilfsmittel wie Krücken und Rollstühle bereit – eine große Hilfe für jene, die ihr Zuhause so plötzlich verlassen mussten und kaum etwas mitnehmen konnten.
„Vorarlberg.hilft“ auch hier im Land
Sprache ist auch hier der Schlüssel zur Integration. In den 16 Lerncafés der Caritas werden spezielle Angebote für kriegsvertriebene Kinder ermöglicht. Durch die Ausweitung der bestehenden Angebote in allen Teilen des Landes profitieren aktuell 22 Kinder und Jugendliche. In den Sommerferienwochen mit Kreativ- und Bewegungsangeboten lernten 30 Kinder und Jugendliche auf anregende Art und Weise erste Sätze in Deutsch, die Umgebung und vor allem neue Freunde kennen. Ein spannendes Programm mit Stadtrally, Zirkus Workshop, Besuche der Schattenburg und des Wildparks, Mal- und Tanzworkshops sind nur einige Beispiele des Programms, die die Kinder und Jugendlichen zumindest für eine Zeit lang die Sorgen zu vergessen lassen Die Aktivitäten für den Sommer 2023 sind bereits in Planung.
#gut ankommen – Angebote Begegnungscafés
Auch die Zusammenarbeit mit Pfarren und Gemeinden in Bezug auf Integrationsmaßnahmen für geflüchtete Menschen aus der Ukraine ist umfangreich: In Bregenz und Dornbirn finden regelmäßig Begegnungscafés statt, neben Deutschlern-Einheiten werden in diesem Rahmen auch Stadt- und Kulturführungen und vieles mehr angeboten. Freiwillig Sozialpat*innen der PfarrCaritas begleiten beim Ankommen in Vorarlberg. Die youngCaritas organisiert zudem soziale Aktionen für junge Menschen, zuletzt beispielsweise ein Begegnungsnachmittag zwischen Firmlingen und Jugendlichen aus der Ukraine im Kloster Mehrerau.
Und schließlich hat die Kleidersammlung der Caritas viel Hilfe für ukrainische Flüchtlinge ermöglicht: Indem geflüchtete Menschen kostenfrei in den carla Shops eine Grundausstattung im Wert von 50 Euro abholen konnten, durch die Belieferung von größeren Quartieren mit der benötigten Bekleidung sowie die Bereitstellung von Kleidung in der Zeit der Nothilfe.
Spendenmöglichkeiten:
Caritas: Raiffeisen Feldkirch
IBAN: AT32 3742 2000 0004 0006
„Ukraine-Nothilfe“
Rotes Kreuz: Raiffeisen Feldkirch
IBAN: AT84 3742 2000 0014 3248
Ort | Projekt | Dauer | Anzahl Begünstigte |
Ukraine | Mobile medizinische Betreuung Sheptytsky Spital | Feb. 2022 - laufend | Hunderte Menschen/Monat |
Ukraine | Hauskrankenpflege sowie medizinische und soziale Dienste für ältere Menschen | April 2022 - laufend | 4.000 |
Ukraine | Landesweites Caritas internationalis Nothilfeprogramm | Februar – Dezember 2022 | 1.1 Millionen |
Ukraine | Küchenequipment zur Versorgung von binnenvertriebenen Menschen | Mai – August 2022 | 300 Familien |
Moldau | Flüchtlingsunterkünfte CCF (Children, Communities, Families) | Okt. 2022 – April 2023 | 700 Menschen (250 Familien) |
Moldau | Nothilfe mit Partner Regina Pacis | März - August 2022 | 252 vorübergehende Bewohner*innen plus 840 Menschen in Gastfamilien |
Moldau | Flüchtlingsunterkünfte für Familien | März – Sept. 2022 | 1.806 (darunter 721 Kinder) |
Vorarlberg | Lerncafés | laufend | 22 Kinder und Jugendliche |
Vorarlberg | Hilfe für geflüchtete Frauen in Vorarlberg im WirkRaum | März 2022 – Juni 2022 | 120 Frauen und 40 Kinder |
Vorarlberg | Begegnungscafé Bregenz | laufend | 970 Teilnehmer*innen |