Täglich Menschen auffangen

Die Kosten für Wohnraum steigen schneller als das Einkommen. Was bedeutet dies für die Arbeit in der Caritas Beratungsstelle Existenz & Wohnen?
Christian Beiser: Mieten sind in Vorarlberg rasant geklettert. Leistbarer Wohnraum ist sehr knapp. Die Ängste von Menschen, plötzlich auf der Straße zu stehen, werden größer. Ständig sind es mehr Menschen, die zu uns kommen. Viele leiden emotional unter ihrer Ohnmacht. Damit steigen die Anforderungen an unsere Begleitung.

 

Welche Entwicklungen sind aktuell spürbar?
Christian Beiser: Es gibt eine Verschiebung in Richtung Abdeckung von Grundbedürfnissen. Wir sind neben der Beratung immer öfters gefordert, Lebensmittelgutscheine und Hygienepakete – gerade für Familien mit Kleinkindern – auszugeben. Das Bild vom „leeren Kühlschrank“ ist Realität. Nur sieht das von Außen niemand.

 

Wie wirkt sich die öffentliche Diskussion über BezieherInnen der Mindestsicherung aktuell aus?
Christian Beiser: Wir spüren, dass dadurch die Scham, über die eigene Notlage zu sprechen deutlich steigt. Der emotionale Druck wird durch öffentliche Diskussionen um Kürzungen von Leistungen verschärft und macht die Menschen noch verletzlicher. Wenn sich Menschen beginnen selbst aufzugeben, erfordert dies von uns viel mehr Anstrengung, sie zu motivieren und ihre eigenen Kräfte und Potentiale zu nutzen.

 

Mit welchem Gefühl schauen Sie als Leiter der Beratungsstelle in die nahe Zukunft?
Christian Beiser: Es wartet ein Berg an Anforderungen auf uns. Mit Ende September haben wir bereits so viele Menschen begleitet, wie im gesamten letzten Jahr.

 

Jede Spende hilft, dass Menschen in Not nicht hilflos auf der Straße stehen, dass Familien durch schwierige Situationen geholfen wird und dass Flüchtlinge alles Notwendige für ihren Neuanfang hier in Vorarlberg haben.

<em>In unserer Arbeit spüren wir deutlich, wie sich der Druck auf Menschen in Not weiter erhöht. Das erfordert mehr Anstrengungen von uns.<br /></em>

Christian Beiser,
Leiter Existenz&Wohnen