Geschichten einer Integrationspatin

„Sie war so stolz und ich auch!“

Am schönsten ist meine Erfahrung mit einem afghanischen 16-jährigen Mädchen gewesen. Sie war kaum länger als ein Jahr in Österreich. Sie besuchte die 9. Klasse und abgesehen von Deutsch und Geschichte war sie eine hervorragende Schülerin. Sie wünschte sich so sehr, die Aufnahmeprüfung für das Gymnasium zu bestehen. Sie hat es als Beste ihrer Klasse, die nur aus österreichischen Kindern bestand, geschafft! Sie war so stolz und ich auch! Ich weiß nicht, was aus ihr geworden ist, denn am Ende einer Patenschaft ist eine Beziehung zu Ende. Ich hoffe sehr, dass sie eines Tages Ärztin wird, so wie sie es sich gewünscht hatte.


Aus Zufall Sozialpatin geworden 

Anfang 2014 habe ich ganz zufällig auf einem Plakat gelesen, dass die Caritas Sozialpaten sucht und schon im April habe ich, nach einer fundierten Schulung, mein Zertifikat als Sozialpatin erhalten. Ich finde es gut, dass die Sozialpaten gezielt Hilfe nach den eigenen Fähigkeiten anbieten können. Mir liegt die deutsche Sprache – deshalb habe ich mich für individuelle Sprachbegleitung gemeldet. 

Inzwischen habe ich mehrere Menschen aus unterschiedlichsten Ländern wie Afghanistan, Pakistan, Irak, Polen, Kroatien und Syrien betreut. Einige habe ich für Sprachprüfungen vorbereitet, andere damit sie eine bestimmte Arbeit aufnehmen konnten. Aber auch Kinder waren dabei – einige Wochen vor dem Schulanfang oder mit Schulproblemen. 


Ein Tropfen im Ozean der Notwendigkeit 

Warum ist es auch so wichtig für mich selbst, ein wenig meiner Zeit zu schenken? Durch die Begegnung mit Menschen aus Gebieten, die wir nur aus den schrecklichsten Nachrichten kennen, wird man dazu angetrieben, mehr über diese Länder zu erfahren. Denn nur dann kann man auch die Nöte, die solche Menschen erlebt haben, verstehen und den besten Weg finden, sie in unsere Gesellschaft zu integrieren. 

Es ist mir auch klar, dass das Wenige, das ich getan habe – und, wenn immer Gesundheit, Alter und Familie es erlauben, tun werde – nur ein Tropfen im Ozean der Notwendigkeit ist. 

Ich bin Luciana, ich bin 70 Jahre alt und wohne seit 6 Jahren in Feldkirch.