Ein bunter Regenbogen statt grauer Tristesse

Am Anfang war es ein Feierabend-Gläschen zum feinen Essen, dann wurde es mehr und mehr. Nachdem sich durch Corona die Abende alleine auf der Veranda häuften, verlor sie den Überblick und die Kontrolle über ihren Alkoholkonsum: Eine Dornbirnerin erzählt von ihrem zunehmenden Alkohol-Problem und dem Weg zurück in ein abstinentes Leben.

 

Die Mittfünfzigerin geht sehr offen mit ihrer Geschichte um. Nennen wir sie an dieser Stelle trotzdem „Frau M.“ – nicht, dass sie durch ihre Offenheit irgendwelche Nachteile in Kauf nehmen muss. Die gebürtige Bregenzerwälderin war viele Jahre in Deutschland verheiratet und lebt zwischenzeitlich in einer schönen Eigentumswohnung in Dornbirn, hat einen guten Job, ein tolles Umfeld und ist eigentlich sehr zufrieden mit ihrem Leben. „Ich war früher Wirtin und koche leidenschaftlich gerne – oft auch für Gäste und da war früher die passende Weinbegleitung ein wichtiger Teil eines geselligen Abends. Der Prosecco mit der Freundin und auch mal alleine – irgendwann häufte sich mein Alkoholkonsum in ein bedenkliches Ausmaß. Corona hatte sicherlich auch einen großen Anteil daran, dass sich der Alkoholkonsum im heurigen Frühjahr steigerte - ich war während des Lockdowns doch auch viel alleine. Das war mir irgendwo schon bewusst, aber den Tatsachen ins Auge sehen konnte ich damals noch nicht wirklich“, so Frau M.

 

Kinder mit „feinen Antennen“

Was ihr zu Beginn des Sommers 2020 noch nicht klar war: Ihre in Deutschland lebenden – zwischenzeitlich erwachsenen - Kinder hatten feine Antennen und bemerkten am Telefon sehr schnell, ob Mama Alkohol getrunken hatte und machten sich natürlich entsprechende Sorgen. Es war dann die jüngste Tochter, die in einem persönlichen Gespräch das Thema „Alkoholsucht“ ansprach und damit den sprichwörtlichen „Stein“ ins Rollen brachte. „Es gab bei diesem Gespräch auch Tränen denn ich wusste, dass sie recht hatte.“ Gleich am selben Tag schrieben die beiden eine E-Mail an die Suchtfachstelle der Caritas und bekamen binnen weniger Stunden Antwort von Suchtberaterin Monika Chromy.

 

Der Weg aus der Sucht

Es folgte ein erster Gesprächstermin und bald die Entscheidung der völligen Abstinenz als Ziel. „Wir haben eine WhatsApp-Gruppe mit meiner Familie gegründet und meinen Weg unter das Motto `Projekt Regenbogen´ gestellt. Der Regenbogen steht für bunt und fröhlich – genauso soll mein Leben sein“, so Frau M. In den vergangenen drei Monaten hat sich ihr Leben sehr ins Positive verändert. Um sich abzulenken hat sie anfangs bewusst Bewegungseinheiten in ihren Alltag eingebaut: „Ich sehe erst jetzt, wie mich mein Alkoholkonsum belastet hat. Ich schlafe viel besser und bemerke, dass es auch meinem Körper wieder besser geht. Das sieht man auch optisch und ein gepflegtes Äußeres war mir immer sehr wichtig.“ Eine App ist für sie eine zusätzliche Motivation: „Da kann ich nachschauen, wie viel Geld mir der Verzicht auf Alkohol schon eingespart hat – da kommt ein ganz ordentliches Sümmchen zusammen.“ Was sie ganz besonders freut, ist, dass das Verhältnis zu ihren Kindern noch besser geworden ist. „Ich finde zwischenzeitlich überhaupt keinen Grund mehr, warum ich Alkohol trinken könnte oder sollte. 2020 war für die meisten Menschen ein sehr schwieriges Jahr. Für mich war es rückblickend eines der schönsten in meinem Leben“, ist sie dankbar für diese Wende.

 

Suchtfachstellen der Caritas Vorarlberg

In den Suchtfachstellen der Caritas Vorarlberg in Feldkirch, Bludenz, Bregenz, Dornbirn, Egg und Mittelberg/Kleinwalsertal hilft ein Team aus kompetenten Suchtberater*innen und Psychotherapeut*innen.

Betroffenen und Angehörigen bei Alkoholabhängigkeit und der Suche nach Lösungsansätzen für bestehende Suchtprobleme.

Kontakt: T. 05522/200-1700, E. suchtfachstelle@caritas.at