Lesen ist besser als Schokolade

Gespannte Gesichter, gespitzte Ohren und staunende Blicke begleiteten den Vorlesetag im Lerncafé Bludenz. Denn hier wurde nicht einfach „nur“ irgendeine Geschichte vorgelesen, sondern von der Autorin selbst ihre eigenen Kurzgeschichten vorgetragen. Ein Genuss, den die Lerncafé-Kids so bisher noch nicht erleben konnten. Lidwina Boso heißt die Mundartdichterin, Vorlesepatin und Leseoma, die heuer 80 Jahre alt wird, aber immer noch vor Fantasie und Lebensmut sprüht. Ihre Geschichten wie „Die Bühelhex“ oder „3 Rippen Schokolade“ erzählen ihre eigene Geschichte und faszinieren dennoch auch die Kleinsten. Ein Mädchen hat die Idee dahinter erkannt: „Du schreibst diese Geschichten auf, damit du sie immer in Erinnerung hast. Mir hat am besten die Geschichte mit der Schokolade gefallen“, erzählt das Kind, vielleicht nicht ganz verstehend, dass es sich dabei um Lidwina Bosos Erinnerungen an die Besatzungszeit handelt, in der sie als Kind häufig Schokolade von den französischen Soldaten bekommen hat – im Tausch gegen ein paar Maiglöckchen.

Schwerpunkthema Kinderrechte in den Lerncafés
Auch Sabine Grohs, Lesepatin bei der Caritas, besuchte im Rahmen des Vorlesetages das Lerncafé Bludenz. Passend zum Themenschwerpunkt Kinderrechte las sie aus dem Buch „Außer Haus“ vor. Eine Geschichte über die Schwabenkinder, die hunderte Kilometer nach Ravensburg marschiert sind. Heute aktueller denn je, wenn man Kriege, Hunger etc. und die damit verbundenen Fluchtbewegungen betrachtet.

„Der Vorlesetag ist eine gute Möglichkeit, die Bedeutung des Lesens und Vorlesens für die Entwicklung von Kindern zu betonen. Denn das Vorlesen von Geschichten fördert nicht nur die Sprachentwicklung und Lesefreude, sondern stärkt auch die Bindung zwischen Erwachsenen und Kindern“, weiß Denise Zech vom Lerncafé Bludenz. Und das Lesen ist eine spannende Möglichkeit für Kinder und Erwachsene, in neue Welten einzutauchen und die Vorstellungskraft zu entfalten.

Für die Kids in allen Lerncafés ist die Zeit um den Vorlesetag immer auch eine Zeit des Zuhörens und der Fantasie, eine Zeit für eigene Geschichten und das Entdecken von neuen Welten. Sabine Grohs: „Für mich ist Lesen eine Sucht, wie für andere zum Beispiel die Schokolade. Wenn mir die Zeit zum Lesen fehlt, geht es mir nicht gut. Lesen ist für mich auch ein Trost, denn damit kann ich in andere, eigene Welten flüchten. Zu jeder Zeit. Immer.“ Lesen ist also wie reisen im Kopf – wann und wohin auch immer!